100 Jahre Buslinie Betzenhausen-Freiburg
Im September vor 100 Jahren (genau genommen am 27.Sept.1925) wurde die erste, motorbetriebene Buslinie zwischen Betzenhausen und Freiburg eröffnet. Es war die erste Motor-Buslinie überhaupt, die in Freiburg betrieben wurde (zuvor gab es nur Pferde-Antrieb). Zwei MAN-Busse wurden dazu angeschafft mit Platz für bis zu 17 Personen, ein Benzin-Motor mit 60 PS steckte unter der Haube. Gestartet wurden solche Autos zu damaliger Zeit noch mit Hilfe einer Handkurbel.

Natürlich gab für diese Premiere auch eine richtige Eröffnungsfahrt: am Abend zuvor waren u.a. Mitglieder des Stadtrats und der damaligen Straßenbahngesellschaft auf der neuen Buslinie unterwegs (ein innerstädtisches Strassenbahnsystem gab es übrigens in Freiburg schon seit 1901). In Betzenhausen wurde die Gesellschaft vom Lokalverein empfangen, u.a. mit einem Umtrunk im Gasthaus „Krone“; für Kinder wurden Brezeln verteilt.
Endhaltestelle in Betzenhausen war vermutlich beim Gasthaus Bären; 3 km weiter in Freiburg war es der Friedrich-Ebert-Platz (damals Hohenzollernplatz). Die Linie bot tagsüber Fahrten im 20 Minuten Takt. Von beachtlichen 750 Gästen pro Tag wird berichtet. Anfangs wurde ein Sonderzuschlag von 10 Pfennig erhoben, der nach Protesten des Lokalvereins aber wieder aufgehoben wurde.
Nach dem Erfolg der ersten Buslinie folgten schon wenige Jahre später Verbindungen nach Haslach und St. Georgen: So wurde der flexible Bus insbesondere für Kurzstrecken und bei geringem Verkehrsaufkommen eine sinnvolle Alternative zur schienengebundenen Straßenbahn.
in den späteren führte Kraftstoff-Mangel zweitweise zu einer Unterbrechungen der Buslinie; nach der Bombennacht im Nov. 1944 war ohnehin alles anders. Nach dem Krieg – im Jahr 1948 – begann man zunächst wieder mit einer geänderten Streckenführung, wobei unterschiedliche Stationen auf einem Rundkurs angefahren wurden (u.a. Hofackerstrasse); einige Jahre später kamen wieder zwei getrennte Linien in Richtung Betzenhausen und Mooswald.
Die Anbindung an den Freiburger Nahverkehr war schon lange vor 1925 ein Wunsch in Betzenhausen gewesen: Schon 1907, bei den Verhandlungen zur Eingemeindung nach Freiburg war der Ausbau der Straßenbahn bis Betzenhausen ein Thema. Das Ganze verzögerte sich zunächst durch den ersten Weltkrieg und die nachfolgende Wirtschaftskrise mit Hyperinflation: aber auch danach war für die Stadt Freiburg wohl klar, dass sich eine solche Linie bei den relativ wenigen Bewohnern in Betzenhausen (etwa 600 bei Eingemeindung) und Lehen nicht rechnen würde. Folglich zögerte sich die Investition in eine Straßenbahn immer weiter hinaus: am Ende sogar bis zum Jahr 1983, als der Bezirk Betzenhausen-Bischofslinde hinzugekommen war und die Landesgartenschau von 1986 vor der Tür stand. Für fast 60 Jahre blieb die Buslinie diejenige Lösung, die mit weit weniger Aufwand zu realisieren und zu unterhalten war.
Vielleicht auch von Interesse: Woher kommt eigentlich der Name Omnibus; wann und wo fuhren die Busse mit Pferde-Antrieb; wieso wurden schon früh Busse mit Gasantrieb eingesetzt; wieviele Buslinien gibt es heute in Freiburg? Auf solche und weitere Fragen zur Technikgeschichte der Busse in Freiburg gibt es Antworten in einem ausführlichen Blog-Beitrag der VAG-Freiburg unter dem Titel „100 Jahre Busverkehr in Freiburg“; hier der direkte Link: blog.vag-freiburg.de
Sonstige Hinweise
In früheren Veröffentlichungen zur Geschichte von Betzenhausen wurde fälschlicherweise der 6.Sept.1926 als Datum zur ersten Busverbindung genannt (z.B. im Sonderheft „50 Jahre Betzenhausen bei Freiburg“ von 1958).
Über Jahrhunderte waren die knapp 5 km Entfernung zwischen Betzenhausen und Freiburg ein eher beschwerlicher Weg. Insbesondere für Bäuerinnen auf ihrem Weg zum Freiburger Markt. Siehe dazu unser Beitrag Unterwegs nach Freiburg.