Unterwegs nach Freiburg
Heutzutage steigt man an der Haltestelle Betzenhauser Torplatz in die Straßenbahn und erreicht innerhalb von 10 Minuten die Freiburger Innenstadt.
In alten Tagen waren die knapp 5 km Entfernung zwischen Freiburg und seinem kleinen Vorort im Westen für die Menschen um einiges beschwerlicher zu meistern. Damals war die Hauptverbindungsstraße der alte Tränkeweg. Schon 1314 wird im Urbar von Tennenbach ein Weg nach „Bezzenhusen“ erwähnt, der ab der Betzenhauser Gemarkung Tränkeweg hieß. Die heutige Tränkestraße verläuft entlang seinem westlichsten Teil.
Die Betzenhauser waren häufig auf diesem Weg unterwegs, und das meist zu Fuß. Gehörte doch die Thomaskirche seit dem 13. Jahrhundert zur Pfarrei St. Peter, die auf dem Gebiet des heutigen Konzerthauses lag. Über 300 Jahre – bis zur Zerstörung im 30-jährigen Krieg – mussten die Betzenhauser nach St.Peter in die Freiburger Lehener- oder Lämmlevorstadt, wenn sie den Gottesdienst besuchten, ein Kind tauften oder jemanden zu Grabe trugen.
Die direkten Beziehungen zwischen Freiburg und Betzenhausen gingen natürlich weit über die Seelsorge hinaus. Für die Betzenhauser Bauern war der Markt in der Stadt von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Noch bis in die Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts fuhren Bauersfrauen ein- bis mehrmals pro Woche zum Markt in die Stadt, um ihre Erzeugnisse zu verkaufen. Zeugnis davon gibt ein Marktkarren aus dem Fundus des Augustinermuseums, der von Maria Fischer bis 1954 zu Fuß zum Münsterplatz entlang der Lehenerstraße gezogen wurde. Später ging es dann mit einem kleinen Traktor der Firma Holder in die Stadt. Die Motorisierung begann sich durchzusetzen.

Etwa 50 Jahre davor waren die selbständigen Betzenhausener Freiburger Bürger geworden. Mit diesem Schritt erhielt die Verkehrsanbindung zwischen Vorort und Innenstadt noch größere Bedeutung. Schon in den Eingemeindungsverhandlungen von 1907 spielte die Aussicht auf einen Ausbau der Straßenbahn nach Westen eine große Rolle, fuhren doch in der Stadt schon seit 1901 die ersten Straßenbahnen.
Die Erfüllung des Wunsches einer Straßenbahnanbindung brauchte jedoch seine Zeit. Zuerst wartete man mehr als zwanzig Jahre, bis zumindest eine Busverbindung zwischen Freiburg und Betzenhausen geschaffen wurde. Die Menschen genossen den Komfort, nicht mehr ausschließlich auf ihre Füße oder das Pferdefuhrwerk angewiesen zu sein, um in die Stadt zu kommen.

Erst 1983 wurde die Straßenbahnlinie 1 bis zur Paduaallee fertig gestellt. In dem dazwischen liegenden Zeitraum entwickelten sich die Voraussetzungen für die individuellen PKW-Verkehr. Die Sundgauallee war entstanden, u. a. wurde die alte Lehenerstraße im Bereich von Betzenhausen verbreitert, was den ehemaligen Ortskern völlig veränderte. Anfangs wälzte sich der immer stärker werdende Verkehr Richtung St.Georgen noch durch die Dietenbachstraße, um über den Thomasplatz zur alten schmalen Dreisambrücke zu gelangen. Dieser Zustand führte rasch zur Planung der Westrandstraße, der heutigen Paduaallee.
Erst die Vorbereitungen für die Landesgartenschau um den Flückiger-See 1986 brachten den effektiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in den Westen von Freiburg. Endlich fuhr die Straßenbahn nach Betzenhausen.
Zuerst veröffentlicht im Stadtteil-Magazin Bürgerblättle 189 (April/Mai 2008)
Sonstige Hinweise
Im Jahr 2020 hat der KuGe eine Patenschaft für zwei Objekte mit Bezug zur bäuerlichen Vergangenheit von Betzenhausen übernommen: einen Marktkarren, der hier auch im Beitrag erwähnt ist, und die Schuhe einer Bäuerin aus dem 19. Jahrhundert. So können die Museumsobjekte fachgemäß restauriert und gelagert werden, um sie dann in Ausstellungen zu zeigen. Siehe Beitrag zur Patenschaft Marktkarren und Schuhe.