Historische Gasthäuser in Betzenhausen
Drei traditionelle Gasthäuser prägten das Leben in Betzenhausen: Der Bären, die Krone und der Schützen. Keines der zugehörigen historischen Gebäude existiert heute noch: Ein guter Grund für einen Rückblick und auch ein Zeichen dafür, wie wertvoll solche Gasthäuser in früheren Jahren waren.
Gasthaus zum Bären
Der historische Gasthof hatte über lange Zeit eine Adresse in der Lehener Straße nahe zur Kreuzung mit der Hofackerstraße. Dort findet man heute einen kleinen Vorplatz, hinter dem es mit der Anschrift Hofackerstraße 96 ein Restaurant und ein Hotel „Bären“ gibt.
Der Bären war von den drei schon genannten Gasthöfen wohl der älteste: Erste Hinweise auf einen Gasthof gibt es im Jahr 1570: man kann davon ausgehen, das dies zur Vorgeschichte des Bären gehört. Dafür wurde im Jahr 1570 als Pächter Truprecht Enderlin von Betzenhausen genannt. Ab 1605 haben Michael Wohrer und Hans Liebenberg von Betzenhausen diese Wirtschaft gepachtet. Im Buch „Stadt Freiburg – Die Vororte“ von 1965 wird das erste Wirtshaus auf das Jahr 1625 datiert und es wird vermutet, das es hier schon um den „Bären“ ging. In einer Beschreibung vom Jahr 1683 zum Bauerndorf Betzenhausen wird ein „Beren“ erwähnt.
Gerichtliche Akten zeigen, dass es dem Bären um 1800 finanziell nicht gut ging: So klagte im Jahr 1787 ein Michael Kems gegen den Bärenwirt wegen einer Schuld von 422 fl., die er nach dem Kauf seiner Matte noch schulde. Aus dem Jahr 1792 wird berichtet, das der damalige Bärenwirt Johann Gutgsell sich 600 fl. bei zwei Wendlinger Bürgern geliehen hatte, sie aber nicht rechtzeitig zurück zahlte, was am Ende zu einem Gerichtsverfahren gegen ihn führte. In diesem Zuge wurde das Wirtshaus gerichtlich geschätzt und gepfändet.

Ab 1806 war Betzenhausen eine selbständige Gemeinde mit Bürgermeister und Gemeinderat, aber in den ersten 50 Jahren noch ohne Rathaus: Also wurde der damalige Gasthaus Bären zum Versammlungsort für Bürgerausschuss und Gemeinderat (das Rathaus kam erst 1853).
Auf uns bekannten historischen Aufnahmen bzw. Postkarten ist als „Gasthaus zum Bären“ ein Gebäude zu sehen, das wohl um 1840 gebaut wurde (siehe Abb. rechts). Auf einer anderen Aufnahme ist zusätzlich die Umgebung in der Lehener Strasse zu erkennen mit Spritzenhaus und Bäckerei als Nachbarn (siehe unser Beitrag Damals und heute).
Auch in Unterlagen für eine Feuerversicherung von 1855 ist das Gasthaus mit der Bezeichnung „Zum Bären“ geführt (Eigentümer und Wirt war damals Dominikus Weber). Da lässt sich auch nachlesen, dass es ein zweigeschossiges Wohnhaus war mit einem gewölbten Keller, dazu ein Anbau mit einfacher Toilette (Abtritt), zwei Scheunen mit Stall, einer Metzig (Metzgerei) und einem Schweinestall.
Stichworte zu einzelnen Wirten: Im Jahr 1879 erwarb Markus Kuhner das Gasthaus; er war zuvor über viele Jahre als Bürgermeister von Betzenhausen tätig gewesen. 30 Jahre später (1909) kam mit dem Wirt Otto Klein auch eine Kegelbahn hinzu. Kurzzeitig wurde bei dieser Kegelbahn auch ein provisorisches Klassenzimmer eingerichtet für die 5. bis 8. Klassen der Betzenhausener Volksschule. Als letzter Eigentümer vor der Zerstörung durch Bomben 1944 sei hier noch Bärenwirt Johann Georg Meier genannt. Nach dem Krieg versuchte Frieda Meier einen Neustart und erhielt im Okt. 1949 die notwendige Konzession. Der Neubau war nicht ganz am alten Platz, dafür war aber auch wieder eine Metzgerei angegliedert: jetzt betrieben vom Haslacher Metzgermeister Max Mentzel.
Doch dieser erste Nachkriegsbau vom Gasthaus „Zum Bären“ sollte nur für gut 20 Jahre bestehen und wurde dann schon wieder abgerissen. Hintergrund: In der Zeit war das Leben im Dorf Betzenhausen noch weitgehend getrennt von Freiburg. Erst mit der Studentensiedlung und dem Stadtviertel Bischofslinde in den 196x Jahren kam die Anbindung. Damit einher ging auch der Ausbau von Straßen: aus der Lehener Strasse wurde teilweise die viel breitere Sundgauallee. Diesen Planungen musste Mitte der 1970er Jahre die erste „Nachkriegsversion“ des Bären schon wieder weichen. Nach dem Abriss entstand stattdessen deutlich weiter von der Straßenecke entfernt ein Gebäudekomplex, in dem Gaststätte und Hotel „Bären“ in der heutige Form einzogen.
Gasthaus zur Krone
Erstmal im Jahr 1741 wird ein Kronenwirt mit Namen Josef Schwerer genannt: Die Herren Stiftungsexekutoren und Vertreter des Stadtmagistrats kehrten hier wohl gern ein, wenn sie zur Besichtigung der Lehener Felder unterwegs waren um den Zehnten zu ermitteln (für ihre Einkehr gibt es noch heute Rechnungsbelege). Der genannte Kronenwirt stirbt im Jahr 1756.
Wie beim Bären lässt auch hier wieder eine Feuerversicherung von 1855 Rückschlüsse auf den Zustand des Gasthauses zu (damals mit Franz Bohrer): ein zweistöckiges Wohnhaus mit einem Balkenkeller ist genannt, dazu ein zweistöckiger Anbau, ein Schweinestall, ein Wohnhaus mit einem Holzschopf sowie eine Scheune mit Stall (Schätzwert 4500 fl).
Im Sept. 1909 übernahm Cornel Weber die „Krone“ von seinem Vater (Jos. Weber), der die Krone ab 1871 bewirtschaftet hatte. Er blieb der Kronenwirt bis zu seinem Tod 1933. Für kurze Zeit führte Cornel Webers Witwe das Gashaus weiter, ab 1936 gefolgt von Wilhelm Biechele aus Emmendingen.
In der Bombennacht vom Nov. 1944 wurde die historische Krone zerstört (siehe unten); etwas weiter in Richtung Stadt hat heute direkt an der Sundgauallee die Pizzeria „Die Krone“ ihr italienisches Angebot.
Gasthaus zum Schützen
Als drittes Gasthaus betrachten wird den Schützen und er hat gleich eine Besonderheit: er liegt / lag zeitweilig genau auf der Gemarkungsgrenze zwischen Betzenhausen und Lehen und stand damit auch für die lange Verbindung zwischen den beiden Vororten von Freiburgs. Diese Lage führte darüber hinaus gelegentlich schon zu kuriosen Situationen, wie weiter unten noch erwähnt wird. Ab 1981 gehört der Schützen zu Lehen, da mit Bau der Paduaallee auch Änderungen der Gemarkungsgrenzen sinnvoll wurden.
Das Gasthaus gibt es schon Ende des 1900ten Jahrhunderts. Als erster bekannter Wirt wird gelegentlich ein Fruchthändler und Jäger mit Namen Binder genannt, dem auch Gelände rund um den Schützen gehörten. Im April 1908 folgte Karl Haßler als Wirt (im Jahr der Eingemeindung von Betzenhausen nach Freiburg), er blieb nur kurz, schon 1910 folgte Michael Vogt aus Lehen. Ab 1918 übernahmen mehrere Schwestern aus der Familie Pfister das Gasthaus; sie hatten aber gleichzeitig ein schweres Schicksal als Folge des ersten Weltkrieg zu ertragen. Nächster Wirt im Schützen wurde ab 1936 Eduard Bohlinger (Sohn von Sophie Pfister).
Mit dem Fliegerangriff im Nov. 1944 blieben auch vom Schützen nur Trümmer. Eduard und Emma Bohlinger machten sich an den Wiederaufbau und konnten im Jan. 1951 den Schützen neu eröffnen. Sie setzten sich 1966 zur Ruhe und der Schützen wurde in den Folgejahren verpachtet. Im Jahr 2021 endete diese Geschichte: das Gelände wurde verkauft und das Gebäude steht seither leer.
Über lange Zeit war der „Schützen“ ein bedeutender Treffpunkt für Bürger und auch der Ort für Vereinssitzung, z.B. Ortsvereins / Bürgervereins von Betzenhausen. Auch die Fußball-Mannschaften von Eintracht Freiburg hatten hier zeitweise ihr Vereinslokal bzw. Umkleidemöglichkeiten: freie Flächen zum Kicken gab es vor dem Bau der Westrandstrasse / Paduaallee ja auch noch. Zeitweilig war ein Teil des Schützen-Areals sogar schon Lehen zugeordnet, der andere gehörte noch zu Betzenhausen: die Grenze bildete sozusagen eine Wand des Hauptgebäudes. Man berichtet, aufgrund unterschiedlicher Sperrstunden zwischen beiden Orten gingen Gäste zu später Stunde bei Bedarf auch gern mal von Betzenhausen rüber ins Nebenzimmer nach Lehen.
Ergänzend ein paar historische Ereignisse in diesem Zusammenhang
(1) Im Jahr 1908 wurde Betzenhausen mit seinen etwa 600 Einwohnern nach Freiburg eingemeindet: die Silvesterfeier 1907 war folglich ein besonderer Abend: auch für die Krone, denn dort gab es den offiziellen Empfang mit Teilnahme vieler städtischer Vertretung und auch OB Winterer. Zum anschließenden Tanz ins neue Jahr gingen die Gäste dann aber wohl in den gegenüberliegenden „Bären“. Siehe Beitrag Ein Stadtteil von Freiburg.
(2) Im Sept. 1925 wurde Freiburgs erste regelmäßige Buslinie in Betrieb genommen und das war die Verbindung von Betzenhausen zum damaligen Hohenzollernplatz in Freiburg (heute Friedrich-Ebert-Platz). Die Endhaltestelle in Betzenhausen war beim Bären. Natürlich gab es zur Einweihung eine Sonderfahrt, an der auch Mitglieder des städtischen Gemeinderates teilnahmen. Empfangen wurden sie vom Lokalverein mit einer Feier in der Krone. Siehe Beitrag zu 100 Jahre Omnibus-Linie.
(3) Der Bombenangriff auf Freiburg am 27. Nov. 1944 traf auch Betzenhausen schwer, vor allem mit Brandbomben: Auch die Gebäude von allen drei hier genannten Gasthäusern wurden zerstört; sie sind aufgrund der verwendeten Brandbomben überwiegend abgebrannt bis auf wenige Mauern und Kellergewölbe. Zerstört waren insbesondere auch umliegende Gebäude im Kreuzungsbereich Hofackerstraße, Dietenbachstraße und damalige Lehener Straße (heute Sundgauallee). Siehe auch Zeitzeugenberichte im Buch „Zivilbevölkerung im Bombenkrieg„. Diese Nachkriegssituation wollte die Stadt Freiburg nutzen für eine „zukunftsorientierte“ Neugestaltung, die vor allem auch einen erwartete Zunahme des Autoverkehrs berücksichtigen sollte. Also gab es schon ab April 1947 eine Bebauungssperre im Gebiet um den Bären und die Krone. Etwa später wurden neue Baufluchten festgelegt. Die Folge:
- Ein Neubau des Bären an vorheriger Stelle war somit nicht mehr möglich, sondern nur noch versetzt.
- Auch die Reste der Krone wurden abgerissen. Sie würde heute bis auf die Fahrbahn der Sundgauallee reichen (an der Ecke zur Dietenbachstr.). Für die Krone gab es keinen direkten Neuaufbau.