Betzenhausen und Lehen im Korntawerplan

Beim „Korntawerplan“ handelt es sich um den ersten Gemarkungsplan der Stadt Freiburg. Der Plan wurde 1608 erstellt und ist benannt nach seinem Schöpfer, dem Kartographen und Arzt Job Korntawer: beauftragt hatte ihn der Bürgermeisters und Rat der Stadt Freiburg. Der Plan hat eine beachtlich Größe mit über 4,50m Breite und ca. 2,20m Höhe.

Der restaurierte Korntawerplan im Jahr 2024 (siehe auch Hinweis am Ende des Beitrags)

Die Bezeichnung „Plan“ ist eigentlich irreführend und zu nüchtern betrachtet: Es handelt sich um ein grosses Öl-Gemälde auf Leinwand, in dessen Mitte die Stadt Freiburg mit Umland zu sehen ist. Als erstes ins Auge fallen aber die Motive an den Rändern: Seitlich sind die beiden Stadtpatrone Georg und Lambertus zu sehen, den oberen Rand soll die Personifikationen von Gerechtigkeit und Frieden darstellen. Unten rechts hat sich sogar der Kartograph Job Korntawer selbst abgebildet mit seinen zwei Gehilfen.

Der er ist seit 2024 in den in den stadtgeschichtlichen Räumen des Augustinermuseum von Freiburg zu sehen, eine eben so grosse Kopie des Plans hängt in der Meckelhalle der Sparkasse Freiburg.

Historischer Hintergrund zum Korntawerplan

Freiburg war in den ersten Jahrhunderten seit erster Nennung im Jahr 1120 schnell gewachsen. Insbesondere mit der Hinwendung zum Haus Habsburg ergab sich die Möglichkeit, zusätzliche Gebiete im Umland zu erwerben: Es begann mit dem Kauf des Dorfes Betzenhausen (1381). Jahrzehnte später folgen z.B. Adelhausen (1412) und Herdern (1457). 1462 kaufte man die gesamte Grundherrschaft des Klosters Sankt Märgen, was am Ende zum Erwerb von Kirchzarten führte („Talvogtei“). Im 16. Jahrhundert war das Umfeld von Freiburg erschlossen: von Lehen / Betzenhausen im Westen bis weit ins Dreisamtal / Höllental im Ostern. Im Süden bis Horben bzw. bis zum Schauinslands, im Norden bis nach Zähringen.

Ausschnitt Stadt Freiburg

Ein solcher Besitz sollte natürlich gut dokumentiert sein. Im Auftrag des Bürgermeisters und des Rates von Freiburg machte sich 1607 der Arzt und Kartograph Job Korntawer aus Straßburg ans Werk und schuf einen großformatigen Gemarkungsplan des städtischen Gerichts- und Bannbezirkes (Ausnahme: die Talvogtei mit Kirchzarten ist nicht zu sehen). Das Zentrum bildet natürlich die Stadt Freiburg selbst mit Stadtmauer, Wehrtürmen und Stadttoren. Das ausgedehnten Herrschaftsgebiet um die Stadt herum ist gekennzeichnet durch die damals üblichen Gewann-Namen. Besonders bemerkenswert sind die 145 abgebildeten und durchnummerierten Grenzsteine, die zusätzlich in einer Planbeschreibung erläutert wurden. Gut zu erkennen sind aber auch einige Vororte wie Lehen und Betzenhausen, die ja damals beide der Stadt gehörten.

Wo der Plan nach seiner Fertigstellung untergebracht war, scheint nicht klar zu sein, denn es dürfte wenige städtische Räume mit passender Größe gegeben haben. Die letzten 150 Jahre sind aber nachvollziehbar: Im Jahr 1873/74 wurde eine Oberrealschule gebaut neben dem heutigen Theater; dort in der Aula dieser Schule war der Korntawerplan zu sehen. Zumindest bis 1910: denn zu jener Zeit wurde der Platz in der Schule so knapp aufgrund geburtenstarke Jahrgänge, dass auch die Aula für andere Zwecke verwendet werden musste (Konferenzen, Bibliothek). Der Korntawerplan musste weichen und kam so in die städtischen Altertümersammlung. Aber schon ein Jahr später (1911) fand er als Leihgabe einen neuen Platz in der damals neu gebauten Meckelhalle der heutigen Sparkasse. Aus diesem Jahr gibt es sogar noch ein Foto von der damaligen Meckel-Halle mit dem Korntawerplan. Es wurde vom Freiburger Fotografen Georg Röbcke aufgenommen. Über dem Plan ist eine große Uhr mit vergoldetem Metallzifferblatt zu sehen: auch die gibt es dort heute noch.

Allerdings ist der heutige Plan in der Meckelhalle „nur noch“ eine Kopie, denn das Original ist vor Jahrzehnten schon ins Augustinermuseum gekommen (vermutlich um 1940). Dort wurde das Orginal über viele Jahre in aufgerolltem Zustand aufbewahrt und war nur selten ausgestellt (z.B. 1995 zur 875-Jahr-Feier der Stadt). Trotzdem wurde eine fachgerechte Restaurierung erforderlich, die Anfang der 2020er Jahre erfolgte (die Arbeiten konnte man sogar live verfolgen).

Glücklicherweise wurde der Korntawerplan nach Ende der Restaurierung 2024 nicht wieder aufgerollt: er ist jetzt dauerhaft in den stadtgeschichtlichen Räumen des Museums zu sehen. Und auch die Kopie des Plans hängt weiterhin in der Meckelhalle der Sparkasse Freiburg; egal ob Orginal oder Kopie: das Werk kann man dort ja schon seit über 100 Jahren bewundern.

Die Abbildung von Betzenhausen und Lehen

Die Orte Betzenhausen und Lehen sind in dem Plan detailliert mit einzelnen Gebäuden gezeichnet und auch heute noch als solche zu erkennen. Betzenhausen hätte demnach zu der Zeit 13 Gebäude gehabt, und natürlich die St. Thomas Kirche. Auch wenn niemand sagen kann, wie wahrheitsgetreu Korntawer damals  gezeichnet hat, die Zahl an Häusern dürfte durchaus realistisch sein. Erst im 18. Jahrhundert wuchs das Dorf Betzenhausen längs der Lehener Straße und der Tränkestraße, dem alten Freiburger Weg (einst auch Eschholzweg genannt). Für Lehen wurden aber auch damals schon über 40 Häuser eingezeichnet.

Ausschnitt Betzenhausen und Lehen

Es bietet sich zusätzlich ein Blick auf die damalige Gemarkung an. Im Korntawerplan verlief Betzenhausens Banngrenze etwa so: vom Mooswaldrand, vorbei am Ostausgang Lehens in südlicher Richtung über die Dreisam bis zum St. Georgener und Haslacher Bann (bis auf Höhe Haslacher Mühle). Von dort ging es entlang des heutigen Runzmattenweges und der Grenzstraße (deshalb auch der Name), weiter zur heutigen Falkenberger Straße bis zum Mooswald.

Kleine Anekdote: Bei der Restauration hat jemand besonders genau hingeschaut und auf einer Wiese nördlich von Betzenhausen freilaufende Schweine entdeckt. Das Detail steht sicher symbolisch für die damalige Bedeutung als Bauerndorf.


Sonstiges zum Korntawerplan

Link auf die Online-Sammlung der Stadt Freiburg zum Korntawerplan: https://onlinesammlung.freiburg.de . Dort steht eine Ablichtung des Planes auch in hoher Auflösung zum Download zur Verfügung. Ausserdem gibt es dort Einblicke in die Restaurierung (oder alternativ auf Youtube nach derm Korntawerplan suchen).

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