Zölle, Zölle, Zölle…
Es war DAS THEMA der letzten Wochen. Dabei hatte man in unserer Zeit des globalen Handels geglaubt, Zölle seien primär ein Thema der Vergangenheit: Doch plötzlich ist alles anders. Nutzen wir also die Gelegenheit und erinnern daran, wie Zölle und sonstige Abgaben früher das Verhältnis zwischen Freiburg und einem Vorort wie Betzenhausen geprägt haben.
Dafür muss man nur wenige Generationen zurückschauen; zum Beispiel in die Jahre um 1900: Damals war Betzenhausen noch kein Stadtteil von Freiburg (Eingemeindung kam 1908). Also mussten die Bauern aus Betzenhausen und Lehen an die Stadt Freiburg Zölle zahlen, wenn sie Waren auf dem Münstermarkt oder sonst wo in der Stadt verkaufen wollten. Statt „Zoll“ sagte man seinerzeit übrigens häufig „Oktroi“ oder „Oktroy“. Also gab es in vier Himmelrichtungen von Freiburg ein sogenanntes „Oktroi“-Häuschen, an dem die Abgaben beim Weg in die Stadt kassiert wurden.
Hauptverkehrsader aus Richtung Betzenhausen war damals die Lehener Straße: Also stand auch dort, auf Höhe der Gemarkungsgrenze zu Freiburg, ein Zoll- / Oktroi-Häuschen. Dieses Haus existiert sogar noch heute (Nr. 98a; siehe Bild); als einziges von den früheren vier Zollstätten. Dort kontrollierte ein Vertreter Freiburgs die Waren, die in Richtung Stadt gebracht wurden und verlangte die festgelegten Zölle auf Gemüse, Früchte, Mehl und Fleisch (überwiegend Geflügel oder Mastvieh).
Wer mit einem Wagen kam, musste zusätzlich Brückengeld oder Pflastergeld zahlen; gedacht als Beteiligung an Arbeiten für die Reinigung oder bei Schäden. Die Quittung hier belegt eine Zahlung von zwei Kreuzern im Jahr 1834 als Brückengeld. Diese Münz-Währung war vor allem im süddeutschen Raum verbreitet (bis etwa 1870).
Es waren häufig Landfrauen, die sich zu Fuß, mit Körben und Handkarren auf den Weg nach Freiburg machten (später auch Wagen mit Pferd). Diese Zoll-Abfertigung führte nicht selten zu Warteschlangen und damit verbunden zu Unmut. Nebenbei: Eine beliebte Raststelle für Mensch und Tier auf dem Weg nach Freiburg war ein Laufbrunnen, der um 1900 im Stühlinger stand, nicht weit von der Lehener Straße (heute vor der St. Albert Kirche, siehe Bürgerblättle vom Juni 2024).
Wir wollen jetzt aber noch weiter zurückgehen in die Jahre zwischen 1381 und 1806: In dieser Zeit war das Dorf Betzenhausen erstmals im Besitz der Stadt Freiburg. Es war keine leichte Zeit für die Bauernfamilien in Betzenhausen, denn sie waren Untertanen / Leibeigene und damit im Grunde völlig ohne Rechte (siehe auch Umfeld der Bauernaufstände vor 500 Jahren). Als Untertanen mussten sie Frondienste leisten und den sogenannten „Zehnt“ zahlen. Der Zehntsteinweg erinnert noch heute daran.
Hinzu kamen weitere Abgaben / Zölle auf Handelswaren: Beginnen wir mit dem Torzoll, der beim Passieren der mittelalterlichen Stadttore Freiburgs anfiel. Auch damals schon üblich war ein Brückenzoll an Übergängen über den Gewerbekanal oder die Dreisam (Lehener Brücke). Sogar Pflaster- und Wegegeld wurde erhoben als Gebühr für Transportmittel oder Vieh. Keine leichten Zeiten!
Der Text basiert auf unserem Beitrag im Stadtteil-Magazin von Betzenhausen im Juni/Juli 2025 (Bürgerblättle 361)
Sonstiges Hinweise
Die Zeit ab dem Jahr 1381, als Betzenhausen für ca. 400 Jahr in den Besitz der Stadt Freiburg ging, beschreibt unser Beitrag Betzenhausen im Besitz von Freiburg.
Der Abgabe des Zehnten widmet sich ein historischer Beitrag von 1958, der aus Anlass von 50 Jahre Betzenhausen bei Freiburg erstellt wurde: Der Zehnte und die Zehntablösung.
Zum Thema Frohndienste siehe Beitrag Bauernbefreiung in Betzenhausen.
Mehr zum Zeitraum als freie Landgemeinde (ab 1806) siehe Beitrag Freie Landgemeinde Betzenhausen.