Schlacht und Frieden vom Bischofskreuz
Zur Jahrtausendwende werden überall Jubiläen gefeiert, die Inflation der Gedenk- und Jubiläums-Veranstaltungen ist immens, warum dann noch ein weiteres Datum im Festkalender? Vordergründig betrachtet ist ein 700. Jahrestag sicher nach allgemeinen Brauch als sogenanntes rundes Datum ein Grund zum Feiern. Es gibt jedoch wichtigere Gründe für das Gedenken an die Schlacht und den Frieden vom Bischofskreuz: Zum einen ist nach diesen Ereignissen ein Stadtteil und mehrere Straßen (und eine Straßenbahnhaltestelle) benannt. Zum andem handelt es sich bei dem Friedensschluss um eine, man könnte sogar sagen, weltpolitische Neuigkeit. Um das verständlich zu machen, muß man etwas weiter ausholen.
Vorgeschichte
Wir müssen uns in die Welt des ausgehenden 13. Jahrhunderts versetzen. Es ist dies eine Zeit des relativen Wohlstandes. Die Bevölkerung wächst deutlich, der Landausbau schreitet voran. Noch ist die Zeit der Hungersnöte und Seuchen des 14. Jahrhunderts weit. Es ist auch die Zeit der aufstrebenden Städte. Ihr Reichtum wächst und auch ihr Streben nach kommunaler Selbstbestimmung, dies ist auch in Freiburg eindeutig zu fassen. Auf der anderen Seiten steht die Stadtherrschaft, die versucht, ihren Einfluss über die Untertanen zu behalten.
In Freiburg wird dies durch die dauernde Finanznot des Grafenhauses derer zu Freiburg kompliziert. Der von 1272-1316 amtierende Graf Egeno II. ist in viele Abenteuer verwickelt, bezahlen sollen die Kosten letztlich die Bürger. Dass dies zu Problemen und Mißhelligkeiten führen muß, ist klar. So kommt es 1299 zum Aufstand der Bürger von Freiburg und zur Beschießung der Burg des Grafen Egeno. Diese wird schwer verwüstet, In seiner Not ruft Egeno seinen Schwager, den Bruder seiner Frau, den Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg um Hilfe. Dieser belagert mit seinem Heer von Westen her die Stadt.
Die Schlacht
Auf offenem Feld bei Betzenhausen kommt es am 29. Juni 1299 zur Schlacht. Nach verlustreichem Kampf verletzt ein Freiburger Metzger den Bischof tödlich. Konrad stirbt vermutlich 2 Tage später in Straßburg. Damit ist die Belagerung zu Ende. Ist Freiburg nun gerettet?
Bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts hat man dies so gesehen. Natürlich ist die Schlacht nach dem Tod des feindlichen Heerführers entschieden, aber die Autoren mit dieser Meinung haben einige Dinge übersehen. Ist das denn schon das Ende des Krieges? Es gibt weitere Angebote, Truppen zur Hilfe für Egeno zu entsenden, die Streitmacht der Freiburger aber ist begrenzt. Auch muß die Stadt wegen des Aufstands gegen ihre Herren einen Prozeß, einem heutigen Strafprozess vergleichbar, erwarten. In Reichsacht ist sie ja schon.
Es droht eine martialische kirchliche Strafe, da ein Freiburger die Hand gegen einen Bischof erhoben hat. Was das bedeutet, kennen wir von anderen Beispielen, wie z. B. Köln. Der ganzen Stadt droht päpstlicher Bann und Exkommunikation, für die Bürger gibt es dann keinen geistlichen Beistand, kein Begräbnis in geweihter Erde. Ist dies alles das Ende von Freiburg?
Der Friedensschluss
Überraschenderweise kommt es nicht zum “Strafprozess“. Durch Vermittlung von Bischof Friedrich von Straßburg, dem Bruder und Nachfolger des Getöteten, kommt es statt dessen zur Sühneverhandlung. Hier wird der Konflikt nicht „nach Recht“, sondern „in Güte“ verhandelt. Ziel ist die einvernehmliche Einigung der Parteien, nicht die Suche nach Recht und Unrecht, Entschädigung und Strafe nach alter Fehdeordnung. Dies ist zu jener Zeit noch außergewöhnlich. Das Sühneverfahren ist im 11. Jahrhundert in der Lombardei entwickelt worden, um Streitigkeiten zwischen Klerikem zu schlichten.
Vor 1280 ist ein solches Verfahren zwischen rein weltlichen Parteien nicht bekannt. So kommt es nicht zur Zerstörung, sondern zu einem Ausgleichsvertrag zwischen Freiburg und ihrem Herrn, dem großen Schied vom 30. Januar 1300. Es ist nun wieder Frieden in der Folge wird die Stadt aus der Reichsacht entlassen.
Das Kreuz
Zum Gedenken an den gewaltsamen Tod des Konrad von Lichtenberg wird ein Sühnekreuz aufgestellt.
CONRADO DE LICHTENBERG – EPISCOPO ARGENTINENSI – HOC LOCO – INTER – FECTO
„Für Konrad von Lichtenberg, Bischof von Straßburg, an diesem Ort tödlich verletzt“
steht darauf, darunter ein nicht mehr lesbares Wappen.
Wann und von wem dieses Kreuz gestiftet worden ist, ist nicht bekannt. Nach den Forschungen von Dr. Flamm muß es schon bald nach dem Ereignis aufgestellt worden sein. Später wird es in den Altar einer Kapelle eingemauert. Diese wird bei der Säkularisation abgerissen, das Kreuz seinem Schicksal überlassen. Erst zum deutschen Metzgerkongress 1903 in Freiburg wird das Kreuz von der Stadt Freiburg in einem Schutzbau in Form einer Kapelle wieder aufgestellt. Das Kreuz bildet heute unseren Bezugspunkt zu dieser ganzen Geschichte. Es ist vom Verfall bedroht und wird, falls nichts geschieht, bald zerstört sein.
Ein Beitrag aus dem Stadtteil-Magazin von Betzenhausen im Juni 1999 (Bürgerblättle 149).
Ergänzend dazu siehe ausführliche Dokumentation von Franz Flamm (1996) über diese historischen Ereignisse von 1299/1300
und über den Festakt zum 700ten Jubiläum (1999).