Weihnachten 1850
Um 1850 war Betzenhausen ein kleines Dorf mit etwa 450 Einwohnern. Wie auch immer Weihnachten hier gefeiert wurde: aus dem fernen Freiburg (damals immerhin schon ein Städtchen mit gut 15.000 Einwohnern) gab es ganz Besonderes zu vermelden: die Straßen dort wurden erstmals mit Gaslampen beleuchtet. Nachfolgend dazu einige Auszüge aus dem Buch „Freiburger Gasgeschichte(n)“, das 2021 im Zuge des Gaskugel-Projektes entstanden ist.
Der Ruf nach „Gaslicht“ auch in Freiburg
Vor 170 Jahren, am 1. Dezember 1850, wurde auch in Freiburg erstmals eine Gasleuchte gezündet. Noch vor Weihnachten hatten alle Straßen das herbeigesehnte Gaslicht. Es war die Zeit, da die Eisenbahnen mit ihrem wachsenden Schienennetz schnelle Verbindungen zwischen der zunehmend industriellen Produktion und den Verbrauchszentren schufen, auch zwischen den Kohlerevieren und den schon bestehenden Gaswerken der größeren Städte. Es war auch die Zeit, in der die recht unzuverlässige Beleuchtung mit Öl nicht mehr der Forderung nach hellerem Licht entsprach…
Am 16. Dezember war es so weit. Alle Straßen im Zentrum der Stadt erstrahlten zum ersten Mal vollständig im Glanze der modernen Gasbeleuchtung. Am 21. Dezember gab es im Freiburger Theater zur Feier der Ankunft seiner großherzoglichen Hoheit eine Galavorstellung, bei der auch dieses Haus erstmals mit Gas beleuchtet wurde. Das Werk konnte nun dem dauernden Gebrauch übergeben werden. Man war sich einig: Freiburg war um eine schöne Einrichtung reicher geworden und den noch bevorstehenden Weihnachtseinkauf beging man mit zusätzlicher Freude. Nicht nur in den Geschäften war es heller, nach Abschaffung der düsteren Ölbeleuchtung fühlte man sich zudem auch sicherer in den Straßen…
In London hatte man schon seit 1812 Gasbeleuchtung, bald darauf folgten Paris (1815), Hannover (1825) und Berlin (1826)…
In Freiburg hatte man es mit der Einführung der Gasbeleuchtung zunächst nicht ganz so eilig. Zunehmend war man aber auch hier mit der Ölbeleuchtung, vor allem mit deren unzuverlässiger Wartung durch ortsansässige Handwerker, nicht mehr zufrieden. Das ergibt sich aus recht unerfreulichen Berichten der seinerzeit mit dieser Einrichtung befassten Amtsstuben. Nach den guten Erfahrungen mit dem Gaslicht, insbesondere im nicht allzu fernen Stuttgart, bemühte man sich ab 1848 auch in Freiburg um ein Gaswerk und eine neuzeitliche Gasbeleuchtung…
Zur Technik der Gaserzeugung um 1850
Dass man durch Erhitzen von Kohle unter Luftabschluss brennbares Gas erzeugen kann, ist schon seit über 200 Jahren bekannt. Mit dem Namen „Leuchtgas“ bezeichnet man allgemein ein Gemisch von Gasen, das durch eine solche „Trockene Destillation“ von Steinkohle entsteht.
Abschluss-Bemerkungen
Gas-Straßenlaternen gab es sogar noch bis zur Mitte der 1990 Jahre in Freiburg, also sehr lang in Freiburg. Um das notwendige Gas aus Kohle zu gewinnen, wurden im Laufe der Zeit drei Gaswerke in Freiburg betrieben: das letzte wurde erst 1965 stillgelegt. Zu dem Zeitpunkt wurde Freiburg an die überregionalen Ferngasversorgung angeschlossen und damit begann ja auch die Geschichte der Gaskugel in Betzenhausen. Nach Betzenhausen kam das Gaslicht übrigens direkt nach der Eingemeindung (1908) in Form von 18 Straßenlaternen.
Das Buch von Richard Funk ist erhältlich im Buchhandel und auch beim Verlag unter www.piceaverlag.de (112 Seiten, 14,80 Euro).