Vortrag: Joß Fritz und der Bundschuh zu Lehen 1513

Im Jahr 2013 jährte sich zum 500ten mal der Bundschuh-Aufstand in Lehen und Betzenhausen. Daran erinnert wurde im Laufe des Jahres mehrfach erinnert, z.B. über einen Festakt, eine Ausstellung und einen Vortrag von Prof. Horst Buszello in der Bundschuhhalle von Lehen am 16. März 2013, auf den wir hier näher eingehen wollen.

Horst Buszello ist emeritierter Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit. In Lehen wollte er die Gelegenheit nutzen und ein neues Bild von Jos Fritz beschreiben: Er war kein Revolutionär.

Dem Referenten ging es darum, das vor etwa 100 Jahren entstandene Bild des Lehener „Bundschuh“ auf den wissenschaftlichen Prüfstand zu stellen. Denn alle Quellentexte, so Buszello, entstammten den Schreibstuben der damaligen Obrigkeiten. Und diese Texte zeichneten aus Angst vor Bundschuhaufständen teilweise erfundene Horrorbilder zu den angeblichen revolutionären Bauern. Dabei seien es doch die Bauern gewesen, die als Leibeigene vieler Herrschaften hohe Auflagen an Abgaben und Frondiensten leisten mussten und deshalb mehr Gerechtigkeit für ihren Stand forderten. Horst Buszello zitierte Ratsprotokolle einer Freiburger Ratssitzung vom Oktober 1513, die von bösen Vorgängen des Bundschuh berichteten. Auch aus dem Elsass kamen Klagen über „mörderischen Aufruhr“, andere sprachen von „Verschwörung gegen Ordnung, Kirche und Reich. Kaiser Maximilian, so der Referent, habe ein Mandat zur Auseinandersetzung mit dem Bundschuh erlassen. Oft bezeichnete man die Träger des Bundschuh „als grobe, ehrlose Personen, deren Absichten gegen die obersten Häupter wie Geistlichkeit und Kaiser und andere gerichtet seien“. Der Bundschuh sei eine „herrschaftsübergreifende Organisation in vielen Orten des Breisgau gewesen.“ In Lehen habe man die Hardtmatte als Treffpunkt dieses „Geheimbundes zur Massenerhebung“ gewählt. Im Kern sei es, entsprechend dem Glauben der Menschen im Mittelalter, immer um göttliche Gerechtigkeit gegangen. Jos Fritz habe mehrmals versucht, mit seinen Geheimbünden Gerechtigkeit herzustellen. Das gültige Ordnungssystem sollte aber erhalten und nicht durch Revolution oder Umsturz zerschlagen werden, so Buszello.“ (Harald Albiker).

Nachträglich hat Prof. Buszello eine überarbeitete und erweiterte Fassung des Vortrags veröffentlich (z.B. in der Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“). Diese Dokumentation ist heute frei verfügbar z.B. in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe; siehe link hier regionalia.blb-karlsruhe.de

Zur Übersicht hier Auszüge aus dem Vorwort des Autors

Wer sich mit dem „Bundschuh“ befasste, galt lange Zeit als gut beraten, sich den Arbeiten von Albert Rosenkranz und Günther Franz anzuvertrauen. Albert Rosenkranz hatte 1927 die vorhandenen Quellen zu den Bundschuh-Verschwörungen von 1493, 1502, 1513 sowie 1517 veröffentlicht und zugleich eine eingehende Schilderung jener vier „Erhebungen des südwestdeutschen Bauernstandes“ gegeben. Sechs Jahre später ordnete Günther Franz den Bundschuh – sich inhaltlich auf das „grundlegende“ Werk von Rosenkranz stützend – in den Gang der bäuerlichen Erhebungen vor dem Bauernkrieg von 1525 ein.

Die wissenschaftliche Tagung in Bruchsal 2002 (Anlass war die 500-jährige Wiederkehr des Bundschuhs zu Untergrombach) machte erstmals Abstriche am gültigen Bild des Bundschuhs. Rolf Köhn urteilte über die Arbeit von Rosenkranz: ,,Während seine Quellenausgabe bis heute maßgeblich blieb, genügt seine Darstellung nicht mehr den Anforderungen der Geschichtswissenschaft. „Claudia Ulbrich leitete ihren Beitrag über den Untergrombacher Bundschuh sogar mit dem Satz ein: ,,[ … ] die Quellen lassen eine Rekonstruktion dessen, was sich 1502 in Untergrombach abgespielt hat, nicht zu.“Ich selbst habe eine Darstellung des Lehener Bundschuhs von 1513 gegeben und dabei einige ältere Aussagen infrage gestellt. Im Folgenden greife ich die Ansätze von 2002 erneut auf und unterziehe den Lehener Bundschuh einer nochmaligen kritischen Betrachtung. Ich glaube, dass ich die ältere Interpretation in zentralen Punkten und mit größerer Bestimmtheit als 2002 revidieren kann.

Weitere Inhalte

  1. Die Inszenierung des Bundschuhs zu Lehen durch die Stadt Freiburg
  2. Der Bundschuh zu Lehen in der zeitgenössischen Literatur
  3. Der Bundschuh zu Lehen. Ein Rekonstruktionsversuch
    • Aufbau und Strategien
    • Grundgedanken und Ziele
  4. Zusammenfassung und Ausblick

 

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