Vortrag: „Bezenhusa“ darf nicht sterben

Mit großem Erfolg fand der erste Vortragsabend des Kultur- und GeschichtsKreises Betzenhausen-Bischofslinde am 9. Oktober in der Cafeteria der Wohnanlage Freytagstraße statt, Herr Dr. Flamm lud die zahlreichen Zuhörer – der Saal war bis zum letzten Platz besetzt – zu einem „‚Gedanken-Spaziergang durch die Fluren von Betzenhausen“ ein. Temperamentvoll erzählte er von seinen Kindheitserinnerungen an Ausflüge nach Betzenhausen, an die Gasthäuser „Krone“ und „Bären“ und an die dortige Limonade und die anderen Erfrischungen. Schon Heinrich Schreiber hatte sich 1838 lobend über die Gasthöfe geäußert. Gleichwohl wußten die Freiburger nur wenig über die Geschichte des Ortes.

Der Weg begann in der Ortsmitte und wandte sich dann nach Westen. Mit Blick auf Lehen erzählte Herr Dr. Flamm über die Not der Bauern im Mittelalter als Leibeigene der Stadt Freiburg, über ihren Bundschuhaufstand und dessen Niederschlagung. Damals wurden auch 4 Bauern von 7 Betzenhausen grausam hingerichtet, den Einwohnern wurde für mehrere Jahre der Weidgang ihres Viehs verboten. Ja, zu jener Zeit mußte das Vieh der Untertanen immer vom Vieh der Freiburger Bürger getrennt werden. Nur diesen standen die fetten Weiden und die Eichelmast zu, die kargen Flächen gehörten den Untertanen. Bitten nach Verbesserung der Situation wurden vom Rat der Stadt häufig abgelehnt, und wenn gewährt, dann nur „aus Gnade“, nie „aus Recht“.

Nach einer „Rast“ mit Wein und Kuchen führte der Weg, der in der Vorstellung beschritten. wurde, in den Osten der Gemarkung, zur Grenze nach Freiburg, heute noch sichtbar am Verlauf der Grenzstraße. Hier hatten die Freiburger ihren Schindacker, wo sie die Kadaver der verendeten Tiere niederlegten. In Hungersnöten suchten dort die Untertanen aus Betzenhausen nach eßbaren Brocken.

Der Westen von Freiburg war auch in allen Kriegen Aufmarschgebiet der belagernden Armeen. Brandschatzung und Nöte waren auch hier die regelmäßigen Folgen. Die „Lange Strecke“, das Gebiet, das heute etwa dem Rosengarten entspricht, ist jedoch ein hoffnungsvolles Beispiel aus der Geschichte. Dieses Gebiet wurde nach der Bauernbefreiung durch Josef II. aus herrschaftlichem Besitz übernommen und an die einzelnen Bauern verpachtet. Auch in neuer Zeit spielten sich in Betzenhausens Osten wichtige Ereignisse ab, Im Gebiet Berliner Allee/Sundgauallee wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der französischen Besatzungsregierung ein Internierungslager mit einer Kapazität von 1.500 Menschen geschaffen. Von 1949-60 diente es dann Landesdurchgangslager für Heimatvertriebene und Flüchtlinge mit insgesamt 30.000 Bewohnem. Zum Schluß des mit großem Beifall bedachten WVortrags überreichte Herr Dr. Flamm dem Kultur- und GeschichtsKreis eine umfangreiche Schrift über das Landesdurchgangslager, dem er als Leiter der Umsiedlungsbehörde viele Jahre vorgestanden war.


Ein Beitrag des KuGe im Bürgerblättle 147 (Dez. 1998)

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