Albertus Magnus als Friedensstifter

Im Jahr 1999 war nicht nur das 70O-jährige Jubiläum der Schlacht und des Friedens vom Bischofskeuz, sondern auch das 30-jährige Jubiläum der Pfarrgemeinde St. Albert und
ihrer Pfarrkirche, die am 15. November 1969, dem Gedenktag des Heiligen, geweiht worden war. Aus diesem Anlass veranstaltete der Kultur- und GeschichtsKreis gemeinsam mit dem
Brldungswerk St. Albert am 12. November 1999 einen Vortrag mit dem Thema „Albert als Friedensstifter“.

Bild: Pater Eckert (Nico Bischler)

Referent war der Dominikanerpater Dr. Willehad Paul Eckert, ehemaliger Professor an der Ordenshochschule Walberberg und Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte an der Universität Köln, der extra für diesen Vortrag aus Düsseldorf angereist war.

Er zeichnete klar und umfassend ein Bild der Zeit, in der Albert der Große lebte. Es war die Zeit der Emanzipationsversuche der Städte gegen ihre Stadtherren.

Diese Bewegung hatte schon im 12. Jahrhundert in Italien begonnen und war im 13. Jahrhundert aufDeutschland übergeschwappt. Die Konflikte zwischen der Stadt Köln und ihrem Stadtherm, dem jeweiligen Fürstbischof, kamen etwa ab 1250 zum Tragen. Man muss sich dabei klar werden, dass es zujener Zeit vielleicht ein normiertes Recht gab, aber sicherlich kein staatliches Gewaltmonopol, so dass die Durchsetzung der jeweiligen Rechtsansprüche weniger juristisch als mit dem Mittel der Gewalt vor sich ging. Pater Dr. W. Eckert berichtete vor diesem Hintergnrnd über die Friedensbemühungen des heiligenAlbert, dem es vielfach gelang, einen liiedlichen Ausgleich zu schaffen.

Am bedeutendsten waren hierbei die zwei Schiede von Köln, der sogenannte kleine und der große Schied. Albert kümmerte sich aber nicht nur um große Streitigkeiten, sondem schlichtete auch im Kleinen, wenn es zum Beispiel auch nur um die Frage des Schattenwurfs einer Scheune auf das benachbarte Gebäude ging.

Das Erfolgsrezept Albertus‘ Magnus war dabei, dass er zunächstjeder Partei zuhörte und das Gewicht ihrer Argumente ohle Alsehen der Parteien bewertete. Das Ziel des Verfahrens war nicht, festzustellen, welche Partei im Recht sei, sondem einen Ausgleich zwischen den Interessen der Beteiligten zu schaffen. Dies war nur möglich, da Albert immer als unparteiischer Mittler auftrat, der keine persönlichen Interessen verfolgte und alle Beteiligten als gleichrangig ansah.Sein Ruf und seine Autorität bei seinen Zeitgenossen fühften dazu, dass er in vielen Konflikten zum „Schiedsrichter“ bestellt wurde.

Seine Geisteshaltung wirkte noch nach im Handeln Friedrichs von Lichtenberg, der vermutlich Albertus Magnus aus dessen Straßburger Zeit kannte. Der von Friedrich vermittelte Friedenschluss, der Schied vom 30. Januar 1300, folgte in Teilen fast wörtlich dem großen Schied von Köln aus dem Jahre 1258. So wirkte der Geist Alberts noch segensreich über Freiburg, obwohl er zum Zeitpunkt des Friedensschlusses schon 20 Jahre tot war.

Der Abend wurde durch die Eröffnung der Ausstellung ,,Auf der Suche nach Albertus Magnus – Annährungen an einen universellen Heiligen“ abgerundet. Sie war von Gerhard Mühl, Mitglied der Pfarrei St. Albert, gestaltet worden.

Dr. Thomas Hammerich


Der Text wurde zuerst veröffentlich in Bürgerblättle 151, Dez. 2019.

 

Hier zusätzlich ein Hinweis auf ein Buch von Dr. Franz Flamm zusammen mit der St. Albert Kirche über das Wirken von Albertus Magnus im Freiburger Raum; Titel „Albert der Große in Freiburg im Breisgau“. Darin wurden Alberts-Aufenthalte im Breisgau anhand geschichtlicher Quellen im Detail analysiert. Das Buch ist gelegentlich noch in Antiquariaten zu finden (der KuGe hat eine Ausgabe im Bestand).

Wie oben beschrieben, war die Geisteshaltung von Albert Magnus vermutlich auch Grundlage für das Handeln von Friedrich von Lichtenberg nach der Schlacht am Bischofskreuz hier in Betzenhausen. Deshalb an dieser Stelle auch noch der zusätzliche Hinweis auf das 700-Jahr Jubiläum zu Krieg und Frieden von 1299/1300; siehe unserer Beitrag zum Frieden vom Bischofskreuz.

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