Gaskugel Betzenhausen

Die Gaskugel in Betzenhausen ist ein Erkennungszeichen für unseren Stadtteil, aber auch für ganz Freiburg: Sie ist seit Juli 2019 ausser Betrieb und wurde noch im gleichen Jahr unter Denkmalschutz gestellt. Gleichzeitig gründete sich eine Initiative, um den Erhalt der Gaskugel zu sichern über eine weitere Nutzung als Ort von Kultur mit Ausstellungen, Cafe u.a. Name des Projektes: DIE KUGEL. Beteiligt waren u.a. der Bürgerverein Betzenhausen-Bischofslinde e.V., der Kultur- und Geschichtskreis Betzenhausen-Bischofslinde e.V. und die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V.

Alles Weitere siehe WebSeite zur Arbeitsgruppe: www.gaskugel-freiburg.de

Im Sommer 2024 war der Durchbruch ganz nah, denn das Gaskugel-Projekt wurde vom Bund als „Nationales Projekt des Städtebaus“ ausgezeichnet. Damit verbunden war auch eine finanzielle Förderung durch den Bund in Höhe von 3 Mio. Euro. Und trotzdem kommt im November 2024 doch das Ende des Projektes: die Stadt ist ausgestiegen, da sie verbleibende Risiken sieht, die sie nicht tragen wollte laut Pressemitteilung. Die Sichtweise des Gaskugel-Projektes ist auf der oben genannten WebSeite zu lesen.

Was wird aus Betzenhausens Wahrzeichen?

Jetzt stellt sich also wieder die gleiche Frage wie schon direkt nach Stilllegung im Sommer 2019. Und dabei war seither so viel passiert! Ein guter Anlass für eine kleine Übersicht:

  • 2019 Juli: Die Gaskugel geht vom Netz
  • 2019 Aug: AK Gaskugel gründet sich, um Ideen für eine neue, kulturelle Nutzung voranzutreiben. Recht bald erscheinen Berichte in verschiedenen Medien über die Gaskugel und das Projekt
  • 2019 Nov: Ein Nutzungskonzept für die Gaskugel wird vorgestellt (Band I). Geplant ist Zugang zur Kugel und Nutzung als Dokuzentrum Wasser – Klima – Energie, Ausstellungsraum, Cafe, u.a.
  • 2019 Dez: Die Gaskugel wird unter Denkmalschutz gestellt
  • 2020 Juni: Vier studentische Entwürfe an der Hochschule Stuttgart zeigen Visionen für die Kugel. Es folgt Ausstellung der Entwürfe im Stadtteiltreff. Titel „The dark side of the moon“.
  • 2020 Nov: Die Projekt-eigener Homepage geht an den Start.
  • 2020 Dez: Die Freiburger Stiftung Baukulturerbe erklärt sich bereit, die Gaskugel zu übernehmen
  • 2021 Mai: Zum Sommersemester 2021 startet ein Seminar an der Macromedia Hochschule in Freiburg mit Themenschwerpunkt Gaskugel. Ziel sind Ideen zur Kunst am Bau „rund um die Kugel“.
  • 2021 Juli: Das Buch „Freiburger Gasgeschichte(n), 1850 bis heute“ erscheint. Gasenergie in Freiburg i. Br., von Richard Funk. Mit Gastbeitrag von Joachim Scheck und Bernward Janzing. Hrsg. Dr. Heike Piehler.
  • 2021 Aug: In Fortführung des bisherigen Nutzungskonzept wird das Betriebskonzept DIE KUGEL vorgestellt (Band II). Mitgewirkt hat ein Stab aus 18 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen.
  • 2021 Sept: Erste Infotreffen für Anwohner an der Gaskugel
  • 2021 Okt: Es beginnen regelmäßigen Treffen mit politischen Vertretern (Gemeinderat, Land, Bund…)
  • 2022 Jan: Die Gaskugel könnte Teil einer seitens der Stadt geplanten Dreisam-Renaturierung werden.
  • 2022 Juni: Vorstellung des Projektes bei einem internationalen Fachkongress zum Industriekulturerbe in Rom. Ein Schwerpunkt dort:  Die Umnutzungen historischer Gasbehälter.
  • 2022 Sept: Erstmals Teilnahme am bundesweitern „Tag des offenen Denkmals“ mit Hock und Führungen. Das Projekt wird von der Bundesstiftung Denkmalschutz zum „Highlight“ gekürt. Erstmals Gaymann Grafiken für die Kugel. Das Kugel-Paten Programm wird gestartet.
  • 2022 Okt: Grosse Unterstützung für das Projekt im Beteiligungshaushalt der Stadt Freiburg
  • 2023 Jan: Erstes Treffen der Kugel-Paten
  • 2023 April: Vorstellung des Projektes auf einem internationalen Kongress für Industriekultur in Athen durch Dr. Barbara Berger.
  • 2023 Aug: Führung im Rahmen der BZ Ferienaktion
  • 2023 Sept: Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „Trommeln für die Kugel“ in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Freiburg, offizieller Projektpartner seit 2019.
  • 2024 März: Zwei Studienarbeiten an der ETH Zürich beschäftigen sich mit der Zukunft der Gaskugel
  • 2024 Mai: Die Stadt Freiburg beantragt eine Bundesförderung über das Programm „Nationales Projekt des Städtebaus„. Grundidee ist eine Kombination aus Gaskugel-Projekt und Dreisam-Revitalisierung.  Der Gemeinderat unterstützt den Antrag.
  • 2024 Juli: Der Bund hat den Antrag geprüft und zugestimmt. Das Gaskugel-Projekt wird ausgezeichnet  als „National Projekt des Städtesbaus“ (eines von 17 Projekten). Verbunden ist damit eine  Fördersumme von 3 Mio Euro durch den Bund.
  • 2024 Juli: Spontane Feier der Auszeichnung mit Paten, Unterstützern, Stadt-Vertretern (u.a. Herr Jerusalem als Leiter des Stadtplanungsamtes)
  • 2024 Sept: Grosser Zulauf beim dritten Event zum „Tag des offenen Denkmals“ an der Gaskugel (u.a. mit Besuch durch OB Martin Horn).
  • 2024 Okt: Begehung Innenraum der Kugel im Rahmen eines studentischen Ideenwettbewerbs an der Hochschule Stuttgart zur Gestaltung des zukünftigen Kulturortes. Auch der SWR ist dabei mit Filmbeitrag. Vorstellung von 23 stud. Entwürfen im November im Rathaus im Stühlinger.
  • 2024 Nov: Das plötzliche Aus für das Projekt. Die Stadt will einen Folgeantrag für das Bundesprojekt nicht stellen.

Die Liste zeigt sicher nur Ausschnitte der Projekt Aktivitäten. Und doch ist erkennbar, mit welcher Intensität für dieses Projekt gearbeitet wurde: Bundesweit und international anerkannt.

Für Weitere Infos zum Projekt hier noch einmal der Verweis auf die WebSeite des Gaskugel-Projektes, siehe https://www.gaskugel-freiburg.de/


Als Blick in die frühe Geschichte der Gaskugel nachfolgend ein Beitrag von Nicolai Bischler im Buch „100 Jahre Betzenhausen bei Freiburg 1908 – 2008“ aus dem Jahr 2008.

Die Gaskugel von Betzenhausen

Zu Ostern 1964 hat sich der Ortsverein Betzenhausen lautstark gegen die Gaskugel gewehrt: „Der Standort dieses Monstrums liegt nur 50 Meter vom bewohnten Vorstadtrand von Betzenhausen entfernt.“ So war es in der Osterausgabe der Lokalnachrichten zu lesen.

Foto: Hugo Beyer, ©Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Außenstelle Südbaden

Schon 1963 war der Widerstand groß. So wurde die Gaskugel als „Ungetüm“ oder „apokalyptisches Ungeheuer“ bezeichnet. Auch machte man sich Sorgen im Falle eines Bombenangriffes. So stand in den Lokalnachrichten aus dem Jahre 63: „Wir wissen: Eine einzige moderne Wasserstoffbombe kleinsten Formates genügt vollauf, ein Chaos unendlichen Ausmaßes Wirklichkeit werden zu lassen.“

Die Betzenhauser Bürgerinnen und Bürger fühlten sich von der Stadtverwaltung und dem Gemeiderat regelrecht überrumpelt. Der Standort der Gaskugel war ursprünglich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, was der Gemeinderat kurzerhand aufhob. Man empfand es als „Zumutung, dass die Bewohner von Betzenhausen den Gasgeruch einatmen oder in einem Katastrophenfall elendiglich zugrunden gehen müssen“.

Trotz der Proteste fand die sogenannte „Äquatortaufe“ am 15. Oktober 1964 statt. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel taufte das Bauwerk auf den Namen „Gaskugel Freiburg“.

Der Bau der Gaskugel wurde als notwendig erachtet, da der Übergang zum Ferngas immer größeres Speichervolumen erforderte. Heute gehört die Gaskugel längst zum Stadtbild von Betzenhausen und ist ein Wahrzeichen des Stadtteils.

Die Gaskugel hat eine Spannweite von 32 Metern und kostete damals einschließlich aller Nebenarbeiten 2,5 Millionen DM. Die Höhe der Gaskugel beträgt 35 Meter und hat ein Fassungsvermögen von 20.000 m3. Die 30 Millimeter dicke Wand der Kugel hält einen Betriebsdruck von 7 bar aus.

Heute gleicht der Speicher den stark schwankenden Erdgasabsatz zwischen Tag und Nacht aus. Der jeweils nachts aufgefüllte Vorrat aus der Kugel dient dazu, die Verbraucherspitzen am frühen Morgen und Abend auszugleichen. 

Das Gas strömt über Hochdruckleitungen durch das Rheintal nach Freiburg. Es kommt hauptsächlich aus Russland, Skandinavien und der holländischen und deutschen Nordsee. An der Übergabestation direkt neben der Gaskugel wird der Gasdruck von 67 bar auf 7 bar gesenkt – in den Häusern kommt das Erdgas schließlich mit einem Niederdruck von 35 Millibar an.

Als Notspeicher für schlechte Zeiten kann die Gaskugel allerdings nicht herhalten, denn schon nach wenigen Stunden hätten die Freiburger eine Füllung aufgebraucht.

Nicolai Bischler
(aus: 100 Jahre Betzenhausen bei Freiburg 1908 – 2008, herausgegeben 2008)

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