Ein Brunnen mit besonderer Geschichte…
In einem früheren Beitrag haben wir schon den Brenzinger-Brunnen in der Nähe vom Bischhofskreuz in Betzenhausen vorgestellt. Heute soll es dagegen um den Brunnen vor der St. Thomaskirche gehen, dessen historische Bedeutung für Betzenhausen sicher noch größer ist.
Der Brunnen wurde im Jahr 1908 gebaut und erinnert somit an die Eingemeindung von Betzenhausen. Gleichzeitig steht er für den Anschluss an die Trinkwasserversorgung von Freiburg: Ein zentrales Thema im damaligen Eingemeindungsvertrag. Der Brunnen gilt als einer der ältesten Stahlbetonbrunnen der Stadt.
Zum Hintergrund: Wie alle Dörfer der Umgebung bezog auch Betzenhausen über Jahrhunderte sein Wasser aus Grundwasserbrunnen, die im ganzen Dorf verteilt waren. Man war also direkt abhängig vom Stand des Grundwassers: der wiederum war abhängig vom Wasserstand der Dreisam. Und genau das war zum Problem geworden!
Jahrzehnte vorher hatte es das Projekt der Dreisam-Regulierung gegeben: u.a. gedacht als Schutz vor Überschwemmungen und auch viele sumpfige Wiesen wurden nutzbar. Aber es senkte sich im Laufe der Zeit auch immer mehr der Grundwasserspiegel. Folglich reichte vor allem im Sommer das Wasser der Brunnen nicht mehr aus. Gefährlich war das natürlich auch bei etwaigen Bränden.
So wurde der Anschluss an die Trinkwasserversorgung ein zentrales Thema im Eingemeindungsvertrag mit Freiburg. Natürlich gab es auch noch andere Gründe: z.B. der Wunsch nach Straßenbeleuchtung und einer eigenen Schule (der heutigen Gerhard-Hauptmann-Schule). Um die eigenen Finanzen des Dorfes Betzenhausen war es ohnehin schlecht bestellt.
Seit 1973 ist links vom Brunnen auf der Mauer das Wappen von Betzenhausen zu finden: erstellt aus Anlass der Jubiläumsfeier zu 1000 Jahre Betzenhausen (wie das Wappen zu deuten ist, haben wir ja im letzten Jahr schon erläutert).
Springen wir noch kurz ins Jahr 2002: Damals wurde das Wappen auf Initiative des KuGe komplett erneuert, denn der Zahn der Zeit hatte schon sehr daran gearbeitet. Und auch die Brunnenschale wurde bei der Gelegenheit von der Stadt abgedichtet: hoffen wir, dass sie noch lange hält. Denn auch heute fliest dort im Sommer-Halbjahr noch immer das Freiburger Trinkwasser.
Zum Abschluss noch kurz zur Dreisam-Regulierung: Die grundlegenden Arbeiten zwischen Freiburg und Lehen (also auch auf Höhe Betzenhausen) erfolgten in den Jahren 1822 bis 1824: Also vor recht genau 200 Jahren. Die Arbeiten erfolgten auf Basis von Berechnungen durch Wasserbau-Ingenieur Johann Gottfried Tulla, der ja auch für die Begradigung des Rheins verantwortlich war. Die alten Seitenarme der Dreisam hat man aber erst in den 1830er Jahren stillgelegt.
Ein Beitrag in Bürgerblättle 355, Juni-Juli 2024