Betzenhausen als freie Landgemeinde (ab 1806)
Als Hintergrund für diese neue Phase: Im Jahr 1806 endetete der dritte Koalitionskrieg zwischen dem Napoleon in Frankreich und einer Koalition europäischer Großmächte mit dem Friedenschluss (bzw. Friedensdiktat) von Pressburg. Folge war, dass mehrere Reichsfürsten im Südwesten aus dem Verband des Deutschen Reiches austraten. Somit wurde am 15. April 1806 auch der Breisgau an das Kurfürstentum und spätere Großherzogtum Baden übergeben: damit endete auch die grundherrschaftlichen und ortsherrschaftlichen Rechte der Stadt Freiburg. Betzenhausen wurde endlich eine freie Landgemeinde.
Die Gemeindeordnung von 1831 räumte den Gemeinden das Selbstverwaltungsrecht ein, damals noch auf der Grundlage der Bürgergemeinde: Jetzt gab es gewählte Gemeinderäte in Betzenhausen, eine „echte“ Gemeindeverwaltung und ein Rathaus (gebaut 1853). Anstelle des vorgesetzten Vogtes trat der gewählte Bürgermeister. Aus dem Heimburger, jenem Vermittler zwischen der Grundherrschaft und den Bauern in Sachen der Abgaben, wurde der Gemeinderechner. Dazu kamen Ratsschreiber, Hebamme und der Bannwart. Das Rathaus von Betzenhausen lag an der früheren Lehener Straße (heute etwa Sundgauallee 69): nach der Eingemeindung wurde das Gebäude eine städtische Dienststelle. Den zweiten Weltkrieg hat es noch einigermaßen überstanden, ging danach in Privatbesitz und wurde am Ende abgerissen für den Ausbau der Sundgauallee (wie einige andere Häuser).
Obwohl Betzenhausen jetzt eine selbständige Gemeinde war, vergingen noch Jahrzehnte, bis die alten grundherrschaftlichen Abgaben gegenüber Freiburg abgeschüttelt und die volle Gleichberechtigung mit den Stadtbürgern erreicht wurde. Die Fronlast mussten noch die Freiburger Herren unter dem Druck des reformfreudigen Kaisers Franz Josef II. ablösen. Mit dem Zehntablösungsgesetz vom 15. November 1833 erfolgte auch für Betzenhausen die Ablösung des Zehnten. Damals gab es in Betzenhausen noch sechs Zehntherren, denen die Betzenhausener Bauern mit fast 800 Jauchert zehnpflichtig waren. Die Ablösung erfolgte mit einem Ablösungskapital von rund 16 000 Gulden über die Zehntschuldentilgungskasse Karlsruhe. 1863 war die letzte Rate Zehntablösung getilgt und der jahrhundertelange Zehnt fand damit ein Ende. Der heutige Zehntsteinweg erinnert also nicht nur an das alte Gewann, sondern auch an das erdrückende Abgabesystem, das einst den Bauern große Probleme bereitete und auch zu so manchem Streit mit dem Vogt und vor Gericht führte.
Aus dem einst verbilligten Holzkauf aus dem Mooswald ist der Bürgernutzen geworden. Doch die Freiburger Stadtverwaltung wollte kein Gabholz aus dem Mooswald bewilligen, nachdem Betzenhausen selbständig wurde. Es gab einen regelrechten „Holzkrieg“ und Betzenhausen musste jahrelang um das Gabholz prozessieren, bis endlich eine Einigung zustande kam. Mit dem Aussterben der letzten Gabholzberechtigten ist auch die Holzgeschichte zu Ende. Heut schwer vorstellbar, welche Sorgen die Dorfbewohner zur Sicherung des Brenn- und Zimmerholzes hatten.